Jack Wolfskin hat Roxy the Zoologist bei ihrer Dokumentation über Otter auf die Isle of Mull in Schottland begleitet. Ein Gespräch über die Bedrohung der Tiere durch den Menschen und was wir für die Otter tun können.
Roxy Furman ist Wildtierbiologin und Moderatorin und begeistert mit ihren ungewöhnlichen Expeditionen nicht nur internationale Mediendienste, wie zum Beispiel die BBC, sondern als Roxy the Zoologist auch ihre wachsende Follower-Zahl in den sozialen Medien. Sie forschte über das ungewöhnliche Rudelverhalten der afrikanischen Wildhunde und setzt sich für eine nachhaltige Lebensweise ein, vor allem aber für mehr Diversität und intersektionalen Umweltschutz, ein inklusiver Ansatz, der soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz miteinander verknüpft.

Jack Wolfskin durfte Roxy Furman auf ihrer Expedition zur Isle of Mull unterstützen, um das scheinbar unbeschwerte Leben der Otter an der schottischen Küste zu dokumentieren. Traurigerweise lauern aber auch hier so einige Gefahren auf die niedlichen Felltiere.

Woher kommt Deine Leidenschaft für Tiere und die Natur?
Seit ich klein war, habe ich mich immer zu Wildtieren hingezogen gefühlt, sie waren schon immer meine große Leidenschaft. Und ich habe das große Glück, Eltern zu haben, die mich ermutigten, mehr über die Natur und ihren Schutz zu lernen. Meine Mutter hat meine Schwester und mich vegetarisch erzogen und legte grundsätzlich Wert auf eine Lebensweise, die Tieren keinen Schaden zufügt. Wir alle verlassen uns auf unsere Umwelt, aber wir haben uns in der westlichen Welt so sehr von ihr entfremdet, dass die meisten von uns ihre Verbindung zur Natur verloren haben. Deshalb hoffe ich, ein paar Menschen dazu zu inspirieren, wieder mehr mit ihrer natürlichen Umgebung in Kontakt zu treten, raus in die Natur zu gehen.
Du hast deine Abschlussarbeit über afrikanische Wildhunde geschrieben, was hat dich an ihnen fasziniert?
Afrikanische Wildhunde (lat. Lycaon pictus, auch Buntwölfe oder Hyänenhunde genannt) gehören zu den erfolgreichsten Raubtieren der Welt und außerdem zu den spektakulärsten Tieren Afrikas – obwohl nur wenige Menschen jemals von ihnen gehört haben. Daher wird leider nur sehr wenig für den Erhalt ihrer Art getan und sie sind stark gefährdet. Man kann bei den afrikanischen Wildhunden eine unglaubliche und einzigartige Bindung zwischen den Rudelmitgliedern beobachten, sie achten aufeinander und kümmern sich um die Jungen und die Alten wie sonst keine artverwandte Gattung. Mit ihnen können wir uns deshalb leichter identifizieren. Je besser wir unser Bewusstsein für solche interessanten aber eher unbekannten Arten schärfen, desto mehr Menschen werden sich für ihren Schutz einsetzen.

Und wie bist du von Wildhunden zu Otter gekommen? Abgesehen davon, dass es natürlich sehr possierliche Tierchen sind. Gemeinsam mit Jack Wolfskin hast du kürzlich eine Dokumentation über die Otter an der schottischen Küste der Isle of Mull gedreht.
Auch Otter sind bemerkenswerte Tiere und es gibt sie schon seit Millionen von Jahren. Sie sind das einzige echt semi-aquatische Mitglied der Familie der Wiesel und Marder. Obwohl sie starke Schwimmer sind, können sie die Luft nur für etwa 30 Sekunden am Stück anhalten, wenn sie tauchen. Aber sie werden nicht mit dieser Fähigkeit geboren, oft müssen die erwachsenen Otter ihre Jungen für die erste Schwimmstunde tatsächlich ins Wasser schubsen.

Dabei wirken sie in deinem Film so liebevoll miteinander und so verspielt…
Otter sind liebevolle und hingebungsvolle Eltern, die ihre Jungen bis zu 15 Monate lang versorgen. Danach lösen sich die jungen Otter von ihren Eltern.
Außerdem sind sie flink, scheu und leicht mit Robben oder Wasservögeln zu verwechseln – wie hast du es überhaupt geschafft, sie ausfindig zu machen und zu beobachten?
Unmittelbar nach Abschluss meines Bachelor-Studiums zog ich auf eine Insel vor der Westküste Schottlands, um dort einige Monate als Bootsführerin zu arbeiten. Hier habe ich begonnen, verschiedene schottische Wildtiere zu beobachten und auch gelernt, auf die typischen verräterischen Zeichen zu achten. Es erfordert aber viel Geduld. Wenn man langes Warten und ein sehr langsames Vorankommen in Kauf nimmt, wird man belohnt. Je mehr Zeit man dann mit ihnen verbringt, desto mehr lernt man über ihr Verhalten, das macht es dann immer einfacher.

Worauf sollte man grundsätzlich achten, wenn man Tiere beobachten möchte?
Wenn man Tiere beobachten und sich ihnen nähern möchte, ist es am wichtigsten, seine eigenen Vorstellungen und Erwartungen hinten anzustellen und stattdessen das Wohlergehen der Tiere an die erste Stelle zu setzen.
Keine Interaktion, die ein Tier verängstigt, ist es wert, durchgeführt zu werden. Also lieber die Dinge langsam angehen lassen, zunächst aus der Ferne beobachten und das Verhalten der Tiere studieren. Grundsätzlich sollte man Ruhe bewahren und sich auch ruhig bewegen. Wenn man versuchen möchten, näher ran zu kommen, sollte man sich aus der Richtung des Gegenwinds nähern und schauen, wie die Tiere darauf reagieren. Falls sie sich irgendwie gestört fühlen, sollte man sich zurückziehen. Wenn sie dagegen entspannt bleiben und sich nicht von ihrer Beschäftigung abbringen lassen (z. B. Fressen oder Schlafen), akzeptieren sie die fremde Anwesenheit. Das ist die Voraussetzung für eine beiderseits angenehme und vielleicht auch länger andauernden Begegnung.

Was treibt die Otter so zahlreich an die schottische Inselküste?
Die Isle of Mull ist tatsächlich ein großartiger Ort, um Otter zu beobachten. Hier gibt es knapp 500 Kilometer geeigneten Küstenlebensraums für sie, nur selten durch menschliches Treiben unterbrochen – vor allem im Vergleich zu den meisten anderen Orten in Großbritannien.
Die Population der Otter hat sich in den letzten Jahren erholt, dennoch sind sie auch weiterhin vielen Gefahren ausgesetzt. Welche sind das zum Beispiel? Und was können wir tun, um sie zu schützen?
Obwohl die Otter ein deutliches Comeback feiern, wie jetzt auch in allen Grafschaften des Vereinigten Königreichs zu beobachten ist, werden wilde Otter selten älter als 4 Jahre. In den letzten Jahren ist dies hauptsächlich auf vom Menschen verursachte Bedrohungen zurückzuführen, auf die Zerstörung von Lebensräumen zum Beispiel und die Jagd auf Otter durch Fischereibesitzer, durch Verletzungen in Fischernetzen und den zunehmenden Einsatz von Pestiziden, die die Gewässer verschmutzen.
Als Einzelperson gibt es viele Dinge, die man tun kann, um Ottern und anderen wilden Tieren zu helfen. Den eigenen Fußabdruck zu minimieren zum Beispiel, indem man Abfall vermeidet, geringer belastete Lebensmittel konsumiert und auch bei der Wahl der Kleidung auf eine umweltfreundliche Herstellung achtet. Aber es gibt auch Organisationen, in Großbritannien zum Beispiel den UK Wild Otter Trust, die sich dem Schutz der Otter verschrieben haben und immer Unterstützung brauchen.

Jack Wolfskin nimmt Umweltschutz, eine nachhaltige und sozial verantwortliche Produktion seit jeher sehr ernst. Wir durften dich bei deinem Otter-Abenteuer unterstützen – wie lief die Zusammenarbeit ab?
Die Zusammenarbeit war großartig! Jack Wolfskin hat mir und meinem Team diese Dokumentation ermöglicht und mir als Filmemacherin und Naturschützerin vertraut und die Freiheit gelassen, die Geschichte aus meiner eigenen Perspektive zu erzählen, einschließlich eines Aufrufs zur Arterhaltung der Otter am Ende. Das war mir sehr wichtig.
Welche Projekte strebst Du als Nächstes an?
In der Zukunft möchte ich mich auch „menschlichen“ Themen widmen, da soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz unmittelbar miteinander verwoben sind und das eine nicht ohne das andere erreicht werden kann. Ich habe soeben einen neuen Film („I am Capable“) über eine muslimische Frau gedreht (Amira Patel), die zum ersten mal mit zwei anderen Frauen in der Natur schwimmen geht – eine Geschichte über die zunehmende Diversität im Landschaftsbild von Großbritannien und die wohltuende und transformative Kraft der Natur an sich. Davon wünsche ich mir in Zukunft mehr: Unglaubliche Geschichten zu erzählen, die Menschen und Tieren helfen können.
Darauf freuen wir uns sehr! Und natürlich all deine anstehenden Filme und Projekte. Vielen Dank für Ihre Zeit.
Roxys Film My Search for Otters: Wild and Rescued Otters in the UK