Mit dem Fahrrad nach Norwegen

Zwei Freunde erleben auf ihrer ersten gemeinsamen Tour mit dem Fahrrad nach Norwegen viele Pannen, aber auch große Momente des Glücks.

Die Leipziger Freunde Arthur Baum (33) und Sándor Fuelep (32) träumten schon seit Langem von einer gemeinsamen Abenteuer-Reise. Und da die Einschränkungen der Pandemie sich bereits auf die generelle Stimmung ausgewirkt hatten, musste schnell eine Alternative her. Auf einer Parkbank unweit der Uni fielen dann die schicksalhaften Worte „komm, lass uns ausbrechen“. Dafür nahmen sie auch mit Jack Wolfskin Kontakt auf.

Die Freunde einigten sich spontan auf eine Trekking-Tour mit dem Fahrrad. Beim gemeinsamen Blick auf eine große Europakarte beschlossen beide schnell Norwegen als Ziel. Sie konnten nicht ahnen, dass sie in ein Fettnäpfchen nach dem anderen treten würden. Dazu kamen sintflutartige Regengüsse. Mit einem Schmunzeln verraten sie aber gleich zu Beginn des Interviews: „Es war unglaublich! Wir waren am Limit und haben uns dennoch selten so lebendig gefühlt.“ Vielleicht beginnt eben jedes Abenteuer etwas naiv.

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Arthur, du bist Produzent und Kameramann. Wie entstand der Kontakt zu Jack Wolfskin?

A: Mein Kontakt zu Jack Wolfskin begann schon vor einiger Zeit, und zwar über die Fotografin Anna Heupel, die ja auch viel mit der Marke zusammenarbeitet. Es gab vor Jahren von einem großen Reiseveranstalter eine Ausschreibung zu einer Gruppenreise nach Südamerika. Dabei musste ich einen kurzen Videotrailer einreichen. Ich gewann prompt den ersten Platz. Auf der Peru-Reise lernte ich schließlich auch Anna kennen. Und um Jack Wolfskin für die Radtour nach Norwegen zu gewinnen, erstellte ich eine Präsentation und ließ diese dem Unternehmen zukommen. Das tolle Feedback freute uns natürlich sehr.

Sándor, du beendest gerade dein Masterstudium zum Politikwissenschaftler. Woher kommt deine Lust auf Abenteuer?

S: Ich war schon immer angetan von alternativen Reisen wie Fahrrad fahren, Trampen und natürlich auch das zeitlose Campen. Hauptsache die Natur spüren. Dabei habe ich stets lieber den schwierigeren als den leichteren Weg genommen. Und beim Thema Outdoor war Jack Wolfskin meist in der einen oder anderen Form dabei.

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Wie genau ist der Wunsch nach Norwegen zu biken entstanden?

S: Für Arthur war es die erste Fahrradreise. Für mich die bereits dritte oder vierte größere Tour. Ich ahnte eigentlich schon, was auf uns zukommen könnte. Arthur hatte ja fast keine Rad-Erfahrung vorzuweisen. Aber ich wusste, dass letztlich nicht so sehr die körperliche Kraft ausschlaggebend ist, sondern die mentale Stärke und der Spaß. „Hast du Bock?“, war meine Frage an ihn. „Ja, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe“, war seine ehrliche Antwort. Und solange man Lust hat, kann man eben irgendwie immer weiterfahren.

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Viele Grenzen waren während der Pandemie dicht. Wie seid ihr vorgegangen?

A: Es war in der Tat ein Pokerspiel. Noch zwei Tage vor unserer Abfahrt war die Grenze zu Norwegen geschlossen. Irgendwie waren wir aber guter Dinge und prompt öffnete sich auch der Grenzübergang. Wir sind dann sofort los geradelt. Glück gehört zum Leben.

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Was waren die ersten Hindernisse?

S: Wir hatten nur eine grobe Route und wollten von Tag zu Tag nach der für uns richtigen Strecke suchen. Wir verpassten gleich zu Anfang fast den Zug von Leipzig nach Flensburg, da unsere Räder aufgrund des viel zu großen Gepäcks zu schwer waren. Arthur hatte ja das ganze Kamera-Equipment dabei. Schon im Bahnhof krachte fast alles zusammen. In Dänemark gingen die ersten richtigen Probleme los. Denn je weiter wir nach Norden kamen, umso dunkler und regnerischer wurde es. Wir konnten nicht ahnen, dass unsere Tour im Dauerregen stattfinden würde. Aber: Jedes Abenteuer beginnt naiv. Das macht auch den Zauber jeder Reise aus.

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Es gab eine Klo-Aktion…was genau war das?

A: Stimmt, das hatte ich schon verdrängt. (lacht) In Norwegen ist uns klar geworden. Wir fahren keiner Sonne entgegen. Es schüttete Tag und Nacht. Als es dann langsam dunkel wurde, sahen wir weit abgelegen des Wegesrandes ein kleines Häuschen aus Holz, wie aus einem Märchen. Wir schauten uns an und fuhren darauf zu. Es entpuppte sich als ein zweigeteiltes Toilettenhaus. Notgedrungen mussten wir hier die Nacht verbringen, da das Gewitter einfach zu stark war. Es gab ja zwei Kabinen, die jedoch ein Stückchen zu kurz waren. Das heißt, dass unsere Beine aus den Kabinen ragten. Wir wollten ja eigentlich zelten. Aufgrund der Infrastruktur war dies aber gar nicht so leicht, da vieles Privatgrundstück war und große Bereiche sogar abgezäunt waren. So hatten wir uns das natürlich nicht vorgestellt.

Wie ging es dann weiter?

S: Wir hatten eine Wetter-App aber wir trauten uns nicht mehr, sie zu öffnen. Wir ahnten die Wetterprognose. Auf jeden Fall radelten wir stets darauf los und legten auch recht viele Kilometer pro Tag zurück. Das Schönste war dann aber doch immer das Ankommen. Der erste Schluck Wasser, die erste Schokolade, das war ein Genuss. Mit unserem Minikocher machten wir fast einen Monat lang Nudeln mit Thunfisch und Zwiebeln. Die Anspannung und Erschöpfung des Tages waren mit dem Kochen und Essen plötzlich verschwunden. Diese warmen Mahlzeiten haben uns immer wieder aufs Neue aufgebaut und die Kraft und Moral für den nächsten Tag gegeben.

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Wie hat sich diese Situation auf eure Freundschaft ausgewirkt?

A: Wir konnten zusammen sprechen, lachen und schweigen. Es war wirklich ein tolles Erlebnis. Sándor half mir auch, mich beim Rad fahren zu optimieren. Nicht selten legten wir bis zu 120 Kilometer am Tag zurück. Er gab mir gute Tipps zur Atmung und zum richtigen Mindset. Der Kopf spielt die wichtigste Rolle. Ich hätte nie gedacht, dass ich dies schaffen würde. Und schließlich konnten wir über die ganze Situation und uns selbst auch immer herzhaft lachen. Wir sind im Regen aufgestanden, wir sind im Regen gefahren und haben am Abend im Regen unsere Zelte aufgebaut.

Macht das Radfahren im Regen nicht auch Spaß?

S: Sobald man einmal losgefahren und nass geworden ist, bleibt einem ja gar nichts mehr übrig, als weiterzufahren. Sonst wird einem ja kalt. Wir müssen jetzt fahren, war unser Motto. Und auf eine merkwürdige Art hat diese Zähheit auch richtig Spaß gemacht. Nicht aufgeben, einfach weiter. Irgendwie geht es dann doch immer. Wir waren zwar alleine, aber eben zu zweit.

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Gab es eigentlich ein richtiges Ziel?

A: Nein, oft haben wir die einzelnen Streckenabschnitte am Tag definiert. Wir haben auch viele Empfehlungen vor Ort bekommen, von Menschen, die uns stets kurios und etwas mitleidsvoll angeschaut hatten. Es waren spontane Entscheidungen, geprägt von spontanen Begegnungen. Und auch nach dem Motto: „Hey, rechts siehts doch schöner aus als links! Komm, wir fahren dahin.“

Irgendwann wurde ich dann krank. Mein Körper ist einfach runtergefahren. Es ging nicht mehr. Wir mussten dann mit dem Zug vom Norden nach Oslo zurück. Bergen hat sich später auch als regenreichste Stadt Europas herausgestellt.

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Was waren eure Highlights der Reise?

S: Unsere Reise hat sich vielleicht nicht so sehr über Ziele definiert. Wir haben uns aber täglich Aufgaben gesetzt, die wir zu meistern hatten. Wie können wir die uns gerade vorliegenden Herausforderungen am kreativsten und besten lösen. Es hat richtig Spaß gemacht, wie bei einem Spiel, und es hat uns einen Monat ganz von den Sorgen der Pandemie befreit. Dafür bin ich echt dankbar.

Arthur: Wir wollten einmal ein 12 Kilo schweres Rad auf einen Berggipfel tragen, um dort gute Filmaufnahmen und Fotos machen zu können. Es war eigentlich vollkommen absurd. Wir haben 5 Stunden das Fahrrad geschultert, da wir keinen Meter fahren konnten. Wir waren voller Blessuren, wir hatten ja auch noch das ganze Filmmaterial. Oben auf dem Berg haben wir plötzlich so herzhaft über alles lachen müssen, dass alle Sorgen und Anstrengungen abgefallen sind. Wir hatten es geschafft und waren überglücklich. Was für ein Moment.

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Die Reise geht zu Ende

Am Ende kam schließlich doch noch die Sonne heraus. Als wäre nichts gewesen, waren plötzlich auch die Anstrengungen weg. Die beiden wussten im Innern, dass ihre Reise durch Dänemark, dann Schweden und schließlich Norwegen nun wirklich zu Ende war. „Auf einmal war es vorbei“, sagt Arthur. „Das schöne Wetter erschien uns sogar irgendwie langweilig. Wir wollten wieder nach Hause.” Die Heimfahrt endete natürlich – wie konnte es auch anders sein – in einer letzten Panne: Bei einer kurzen Pause am Bahnsteig wollte Arthur schnell Getränke holen. Der Zug fuhr aber mit Sándor und den beiden Rädern etwas früher ab und ließ so Arthur mit 2,80 Euro in der Tasche alleine zurück…

Ein paar Tage später trafen sich Arthur und Sándor wieder auf der Parkbank vor der Universität. Sie sahen sich an und schmunzelten. Würden sie sich eine erneute Outdoor-Reise wieder zutrauen? „Jederzeit!“ antworten die Abenteurer und Freunde gleichzeitig. 

Weitere Informationen unter: https://arthurbaum.com/